Chinesische Familien mit mehr als einem Kind sind selten – nun hofft die Regierung, dass mehr Kinder zum Trend werden.
Am 8. Februar 2016 beginnt das chinesische Jahr des Affen. Das Frühlingsfest, so der gebräuchliche Name dieser Feiertage, ist für Chinesen das wichtigste Familienfest, vergleichbar mit Weihnachten oder Thanksgiving in anderen Kulturen. Aber was bedeutet “Familie” heutzutage in China?
Nach über 30 Jahren endete am 1. Januar 2016 Chinas Ein-Kind-Politik – jetzt kann man ein zweites Kind bekommen. Das Informationsbüro des chinesischen Staatsrates vermeldete, dass mehr als 80% der Chinesen ein zweites Kind möchten, manche sogar ein drittes. In Anbetracht der alternden Bevölkerung in der Volksrepublik werden diese Kinder für die Zukunft des Landes dringend benötigt.
Die chinesische Familienplanungspolitik hat eine komplette Wende vollzogen um die zwei-Kinder-Familie zu fördern: Statt später Hochzeit und später Mutterschaft wird nun das exakte Gegenteil unterstützt. Nach der Änderung des Bevölkerungs- und Familienplanungsgesetzes der Volksrepublik China am 27. Dezember 2015 haben bereits sechs Provinzen, darunter Peking, Shanghai und Guangdong, verkündet, dass die sieben bis 14 zusätzlichen Tage bezahlten Urlaubs, die bislang denjenigen gewährt wurden, die ab einem bestimmten Alter heiraten, nun abgeschafft sind. Zudem werden nun alle Erst- und Zweitgebärenden mit 30 bis 60 zusätzlichen arbeitsfreien Tagen pro Geburt belohnt; was zu jeweils mindestens 128 Tagen Mutterschutzurlaub führt.
Aber werden chinesische Paare nun ihr zweites Kind als langersehntes „Geschenk“ willkommen heißen? Eine Umfrage von Sina.com von Oktober 2015 zeigt, dass lediglich 28,4% der 192.155 Befragten bereit sind, ein zweites Kind zu bekommen.* Dieses Ergebnis deutet auf die hohen Kosten hin die Chinesen schultern müssen wenn sie ein Kind haben. Laut einer Berechnung der Beijing News vom 1. November 2015 belaufen sich die Kosten für ein zweites Kind in Peking auf RMB 386.000 bis RMB 1.45 Millionen (ca. 55.000 bis 200.000 Euro – zum Vergleich: 2014 betrug das verfügbare Einkommen pro Kopf in Peking RMB 43.910) – und dabei beinhaltet dies noch nicht die Ausgaben für zusätzlichen Unterricht, spezielle medizinische Versorgung wie z.B. Krankenhausaufenthalte und den wohlmöglich größten Posten, die zusätzlichen Kosten für eine größere Wohnung*. Viele junge Frauen in China sind daher der Meinung, dass ohne die Sicherheit eines festen Jobs und Einkommens Kinder eine zu große Belastung für ihre Lebensverhältnisse und ihren Lebensstil sind. Zudem betonen mehr und mehr ältere Menschen, die traditionell bei der Fürsorge ihrer Enkelkinder unterstützen, dass sie kein Interesse haben, noch ein weiteres Kind zu betreuen. Es scheint als ob die chinesische Regierung noch einen weiten Weg vor sich hat um ihre Bürger zu überzeugen.
* http://survey.news.sina.com.cn/result/111331.html
** Photo 2 – http://news.sohu.com/20151031/n424819025.shtml
***http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/steigende-geburtenraten-in-deutschland-13968949.htm
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