Kulturelle Unterschiede führen naturgemäß zu unterschiedlichen Geschäftsansätzen in China und westlichen Ländern. Indem wir diese Unterschiede verstehen, können wir auf interkulturelle Techniken zurückgreifen, die eine effizientere Kooperation mit chinesischen Partner*innen ermöglichen.
Der chinesische Managementstil ist tief in der Kultur und Geschichte des Landes verwurzelt. In diesem Artikel konzentrieren wir uns insbesondere auf einen Aspekt im chinesischen Management: Prozesse der Entscheidungsfindung.
Zunächst stellen wir zwei wichtige kulturelle Konzepte vor, die sowohl die chinesische Gesellschaft als auch das Business-Umfeld stark beeinflussen: „面子“ (mianzi) und „关系“ (guanxi). Anschließend teilen wir wichtige Erkenntnisse über Entscheidungsprozesse im chinesischen Management, die wir durch jahrelange Geschäftserfahrung und Forschung zu Chinas Geschäftsumfeld sammeln konnten.
Was sind die kulturellen Charakteristika bei Prozessen der Entscheidungsfindung im chinesischen Management?
Weltweit spiegeln sich in der Unternehmensführung gesellschaftliche Normen und kulturelle Prägungen wider, so auch im chinesischen Management. Erheblicher Einfluss kommt im chinesischen Kontext aus dem Konfuzianismus. Das Konzept des „面子“ (mianzi), also „das Gesicht“ und die Würde zu wahren, ist in nahezu jedem sozialen Kontext von großer Bedeutung, so auch im Geschäftsleben. In der Praxis bedeutet dies, dass chinesische Geschäftsleute großen Wert auf Risikominderung legen und versuchen, das Risiko übereilter Entscheidungen, die dem Ruf des Unternehmens schaden könnten, zu minimieren.
Ein weiterer wichtiger kultureller Baustein ist das Konzept der „关系“ (guanxi), „Beziehungen“. Guanxi steht für ein komplexes Netz aus persönlichen Beziehungen, die sich durch gegenseitige Verpflichtungen, Vertrauen, Gegenseitigkeit und Loyalität auszeichnen. In vielen östlichen Kulturen, darunter auch in China, hat diese ganzheitliche Weltanschauung erheblichen Einfluss auf Risikobewertung und Entscheidungsfindung in Managementprozessen. Chinesische Geschäftsleute neigen dazu, beim Umgang mit Ungewissheit und Veränderungen in ihren unternehmerischen Bemühungen einen breiteren Kontext und gesellschaftliche Folgen mit zu berücksichtigen.
Wichtige Einblicke in die Entscheidungsfindungsprozesse in chinesischer Unternehmensführung
Hierarchie in der Entscheidungsfindung
In traditionellen chinesischen Unternehmen, vor allem in sogenannten second- und third-tier Städten, können wir immer noch feste hierarchische Strukturen antreffen. In den jeweiligen Unternehmen spielen somit die Meinungen der ranghöchsten und dienstältesten Geschäftsleute eine zentrale Rolle in der Entscheidungsfindung.
Für effektive Zusammenarbeit ist somit von entscheidender Bedeutung, enge Beziehungen zu den leitenden Manager*innen und CEOs chinesischer Unternehmen aufzubauen und eine offene Kommunikation zu ihnen zu pflegen.
Chinesisches Management: Anpassung an gesteckte Zielvorgaben
In vielen chinesischen Unternehmen sind Top-Down-Entscheidungen und die Priorisierung ehrgeiziger, vorab festgelegter finanzieller Ziele üblich, insbesondere bei nicht-staatseigenen Unternehmen.
Manager*innen müssen sich häufig auf dynamischen Märkten zurechtfinden, ohne dabei das Hauptziel des Unternehmens aus den Augen zu verlieren. Bei diesem Ansatz geht es darum, sich flexibel an Veränderungen anpassen zu können, ohne den Fokus des Vorhabens aus den Augen zu verlieren. Gleichzeitig werden alternative Wege erkundet, um die ehrgeizigen Zielvorgaben zu erfüllen.
„Tragfähige Veränderungen“: Entscheidungsfindungen zwischen Stabilität und Veränderung
Prozesse der Entscheidungsfindung im chinesischen Kontext zeichnen sich durch Gründlichkeit aus und erfordern häufig nuancierte Prozesse. Chinesische Unternehmen neigen dazu, für „tragfähige Veränderungen“ einzutreten.
Die Suche nach der „goldenen Mitte“ ist das Herz chinesischer Kultur. Das Abwägen von „Stabilität“ und „Veränderung“ ist daher in vielen chinesischen Unternehmen gängige Praxis.
Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen: Harmonie und gegenseitiger Nutzen
Viele chinesische Unternehmen legen großen Wert auf, ein harmonisches Umfeld, in dem alle Beteiligten gemeinsame Vorteile genießen können. Dieses Streben nach Balance und gegenseitigem Nutzen kann dazu beitragen, dass die Entscheidungsprozesse der Unternehmen jedoch einiges an Zeit in Anspruch nehmen.
Das Streben nach schnellen Entscheidungen nach dem Motto „Zeit ist Geld“ kann dabei zu Missverständnissen und Frustration führen. Die Pflege von guten Beziehungen und Freundschaften mit Partner*innen wird als Investition in zukünftige gemeinsame Business-Möglichkeiten gesehen.
Chinesische Entscheidungsfindungsprozesse: Flexibilität und Iteration
Chinesische Unternehmen arbeiten häufig mit flexiblen Fristen und scheuen sich nicht, verschiedene Projektphasen zu durchlaufen, selbst wenn die vorherigen Schritte nicht perfekt sind. Dies ermöglicht Überarbeitungen und Anpassungen, wobei ein zirkulärer Ansatz im Projektmanagement verfolgt wird. Dieser beeinflusst auch Entscheidungsfindungsprozesse.
Kulturelle Prägungen wirken sich auf verschiedene Facetten des Geschäftslebens in China aus. So ist es wichtig, bei Geschäftsverhandlungen in China, beim Besuch chinesischer Partnerunternehmen oder auch bei der Kommunikation mit staatlichen Behörden diese kulturellen Unterschiede mit zu beachten.
Die Informationen in diesem Artikel stammen aus der langjährigen Erfahrung des MFC-Teams in der Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern. Wissenschaftliche Untersuchungen und Quellen von anderen Expert*innen werden als Quellen verwendet, um diese Erkenntnisse zu verifizieren und zu unterstreichen:
Chen, Ming-Jer. Inside Chinese Business : A Guide for Managers Worldwide. Boston, Mass. : Harvard Business School Press, 2001. Internet Archive, http://archive.org/details/insidechinesebus00ming.
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Wei, Chunyan. “State Ownership and Target Setting: Evidence from Publicly Listed Companies in China*.” Contemporary Accounting Research, vol. 38, no. 3, Sept. 2021, pp. 1925–60. DOI.org (Crossref), https://doi.org/10.1111/1911-3846.12665.
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